Personalmanagement

Die 5 größten Fehler im Recruiting – und wie du sie vermeidest

SB
Verfasst von Stefanie Bloch
Lesedauer: 10 Minuten
Eine Personalmitarbeiterin schüttelt einem Bewerber die Hand. Der Recruitingprozess ist hiermit beendet.
© insta_photos / istockphoto.com
Inhaltsverzeichnis
Recruiting ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen. Dennoch passieren immer wieder dieselben Fehler, die zu ineffizienten Einstellungen, hohen Fluktuationsraten und unnötigen Kosten führen. Hier erfährst du, welche fünf Fehler am häufigsten auftreten, wie du sie vermeidest und wie du deinen Bewerbungsprozess optimierst, um dir die besten Talente für dein Unternehmen zu sichern.
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1. Fehlende oder ungenaue Stellenbeschreibung

Eine präzise Stellenbeschreibung ist der erste Schritt, um die richtigen Talente anzuziehen. Doch viele Unternehmen formulieren sie zu vage oder lassen wichtige Details weg. Das führt dazu, dass qualifizierte Bewerber sich nicht angesprochen fühlen – oder sich ungeeignete Kandidaten bewerben.

Fehler

Oft sind Stellenanzeigen entweder unvollständig oder zu komplex. Es fehlen klare Angaben zu Aufgaben, Anforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten oder das Gesuch ist so umständlich geschrieben, dass potenzielle Top-Talente abgeschreckt werden und sich gar nicht erst bewerben, während die Wahrscheinlichkeit von Fehlbesetzungen steigt. Verstehen Bewerber nicht auf Anhieb, worum es in der Position geht, was sie umfasst oder welche Vorteile das Unternehmen bietet, verlieren sie schnell das Interesse. Zudem kostet es Zeit und Ressourcen, ungeeignete Bewerbungen zu sichten. 

Lösung

Erstelle eine präzise und ansprechende Stellenbeschreibung und berücksichtige dabei folgende Aspekte:

  1. Sprich Bewerber direkt an und richte deine Botschaft gezielt an deine Wunschkandidaten. Verwende eine klare, verständliche und emotionale Sprache. Und nutze relevante Keywords, um die Auffindbarkeit der Stellenanzeige online zu erhöhen.
  2. Hebe hervor, was dein Unternehmen besonders macht – von Benefits über Entwicklungsmöglichkeiten bis zur Unternehmenskultur. Zeige auf, welche Karrierechancen und Weiterbildungsmöglichkeiten geboten werden. Vermittle die Werte des Unternehmens und zeige das Arbeitsumfeld, um Kandidaten einen authentischen Eindruck zu geben.
  3. Verzichte auf generische Floskeln wie „dynamisches Team“, „spannende Aufgaben“ oder „attraktives Gehalt“, wenn sie nicht mit konkreten Details und Zahlen untermauert sind. Nur wenn ein Bewerber genau weiß, was ihn erwartet und was er bekommt, kann er eine fundierte Entscheidung treffen.
  4. Definiere die Anforderungen und Aufgaben der Position präzise. Beschreibe detailliert, welche Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten die Position umfasst und nenne spezifische Qualifikationen, Fähigkeiten und Erfahrungen, die notwendig sind. Stelle realistische Erwartungen auf und vermeide ein überzogenes Anforderungsprofil.

Beispiel

Ein IT-Unternehmen suchte einen Digital Marketing Manager ohne klare Aufgabenbeschreibung.

Die Folge: Bewerber hatten unterschiedliche Erwartungen. Nach einer Überarbeitung mit konkreten Aufgaben und Must-Have- sowie Nice-to-Have-Fähigkeiten stieg die Qualität der Bewerbungen deutlich.

Tipp aus der Redaktion: Finde heraus, was deine Zielgruppe wirklich will

Viele Bewerber suchen nach sinnstiftenden Tätigkeiten mit Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Sie wollen flexibel sein, mitunter remote oder hybrid arbeiten. Befrage deine aktuellen Mitarbeiter, um wertvolle Einblicke zu gewinnen und zu erfahren, was ihre Bedürfnisse sind. Das kann beispielsweise eine anonyme Umfrage sein.

2. Unzureichende Candidate Experience

Bewerber entscheiden oft innerhalb weniger Minuten, ob sie den Bewerbungsprozess als angenehm empfinden. Lange Wartezeiten, komplizierte Abläufe oder fehlende Rückmeldungen hinterlassen einen schlechten Eindruck – und können Talente vergraulen, bevor sie überhaupt im Unternehmen ankommen.

Fehler

Bewerbungsprozesse sind oft zu kompliziert, langwierig oder intransparent. Hinzu kommt eine mangelhafte Kommunikation. Bewerber verlieren schnell das Interesse, wenn sie keine Rückmeldung erhalten, Aussagen unklar sind oder der Prozess zu lange dauert. Das hinterlässt einen negativen Eindruck und kann dem Unternehmensimage dauerhaft schaden.

Lösung

Optimiere die Candidate Experience durch:

  • Einfache Bewerbungsprozesse: Optimiere den Bewerbungsprozess auf Effizienz und Nutzerfreundlichkeit. Vermeide ellenlange Bewerbungsformulare und mehrere Interviewrunden, die keinen Mehrwert bieten. Reduziere die Anzahl der Schritte und erleichtere die Bewerbung durch digitale Tools. Sorge für klare Prozesse im gesamten Bewerbungsverfahren, damit keine Bewerbung untergeht.
  • Transparente Kommunikation: Kommuniziere regelmäßig. Informiere Kandidaten über den Status ihrer Bewerbung und gib ehrliches Feedback. 
  • Schnelle Rückmeldungen: Verkürze Wartezeiten, um das Interesse der Kandidaten zu erhalten. Gib zeitnah Rückmeldung – idealerweise innerhalb von 48 Stunden nach der Bewerbung – sowohl bei Zu- als auch bei Absagen. Nutze unterstützend Technologien wie Chatbots oder automatisierte E-Mails für schnelle Reaktionszeiten. Setze dennoch auf Persönlichkeit und versende keine generischen Massen-Mails.
  • Wertschätzenden Umgang: Führe Interviews wertschätzend und professionell. Begegne Bewerbern auf Augenhöhe und zeige, dass du ihre Zeit respektierst.

Beispiel

Ein Unternehmen reduzierte die Bearbeitungszeit von Bewerbungen um 40 % durch ein modernes Bewerbermanagement-System mit automatischen Status-Updates. Dadurch sanken die Abbruchraten im Bewerbungsprozess deutlich. Bewerber waren zufriedener und das Unternehmen wurde als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen.

3. Fehlende Diversität im Recruiting-Prozess

Vielfältige Teams sind innovativer und erfolgreicher. Doch unbewusste Vorurteile oder einseitige Auswahlprozesse können dazu führen, dass Unternehmen ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen. Ein bewusster Fokus auf Diversität stärkt nicht nur das Team, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit.

Fehler

Viele Unternehmen stellen Kandidaten ein, die dem bestehenden Team ähneln ("Cultural Fit Bias"). Wenn immer ähnliche Kandidaten eingestellt werden, fehlt oft eine breite Perspektive, die für kreatives Denken und neue Lösungsansätze essenziell ist.

Lösung

Fördere Diversität durch:

MaßnahmeBeschreibung
Objektive BewertungsmethodenNutze strukturierte Auswahlverfahren, um subjektive Entscheidungen zu vermeiden. Biete Recruitern Weiterbildung zu unbewussten Vorurteilen an.
Anonyme BewerbungsverfahrenVermeide unbewusste Vorurteile, indem persönliche Daten (z. B. Name, Alter, Herkunft) in der ersten Auswahlphase ausgeblendet werden.
Vielfalt in der AuswahlkommissionIntegriere unterschiedliche Perspektiven in den Entscheidungsprozess. Fokus auf "Cultural Add" statt ausschließlich "Cultural Fit".
Gezieltes Employer BrandingPositioniere dein Unternehmen als offener und vielfältiger Arbeitgeber, um verschiedene Bewerbergruppen gezielt anzusprechen.

Nach Angaben des Stepstone Diversity Reports sind 65,7 % der Befragten überzeugt, dass ethnische und kulturelle Vielfalt das Unternehmensimage verbessert. Für 64,6 % trägt eine gelebte Diversity-Kultur zur höheren Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter bei, während 54,6 % angeben, dass sie die Innovationskraft steigert.

Beispiel

Ein Konzern stellte fest, dass 80 % der eingestellten Mitarbeiter ähnliche Werdegänge hatten. Durch eine gezielte Diversitätsstrategie, die auf breitere Rekrutierungskanäle, anonymisierte Bewerbungsverfahren und diverse Interviewpanels setzte, wurde das Unternehmen kreativer und wettbewerbsfähiger.

Statt nur auf traditionelle Bildungswege und Berufserfahrungen zu achten, öffnete der Konzern seine Einstellungsprozesse für Kandidaten mit unkonventionellen Lebensläufen und verschiedenen kulturellen Hintergründen. Anonymisierte Bewerbungen minimierten unbewusste Vorurteile bereits in der Vorauswahl. Zusätzlich wurden Interviewpanels diverser zusammengesetzt, um unterschiedliche Perspektiven in die Entscheidungsprozesse einzubringen.

4. Unzureichende Interviews und Kandidatenbewertung

Interviews sind ein entscheidender Faktor für eine gute Auswahl. Doch wenn sie unstrukturiert ablaufen oder subjektive Kriterien dominieren, kann es zu Fehlentscheidungen kommen. Ein standardisierter, kompetenzbasierter Ansatz hilft, die besten Kandidaten gezielt auszuwählen.

Fehler

Wenn Gespräche ohne klare Kriterien ablaufen, ist die Vergleichbarkeit zwischen Kandidaten schwierig. Recruiter verlassen sich oft auf den ersten Eindruck oder persönliche Sympathie, was die Entscheidung stark beeinflussen kann. 

Lösung

Verbessere die Interviews durch:

  1. Standardisierte Fragen: Nutze strukturierte Interviews mit klar definierten Bewertungskriterien und entwickle einheitliche Fragen, um alle Bewerber objektiv beurteilen zu können.
  2. Kompetenzbasierte Bewertung: Stelle situative und kompetenzbasierte Fragen. Setze auf Tests oder Fallstudien, um praktische Fähigkeiten besser einschätzen zu können.
  3. Mehrere Gesprächsrunden: Involviere verschiedene Stakeholder in den Auswahlprozess und lasse sie an den Interviews teilnehmen, um eine ausgewogene Einschätzung zu erhalten.
  4. Einbindung des Teams: Hole Feedback von zukünftigen Kollegen ein, um die Passung des Kandidaten zur Unternehmenskultur sicherzustellen.

Beispiel

Ein Start-up senkte die Fehlbesetzungsquote um 30 %, indem es kompetenzbasierte Fragen und ein Bewertungssystem einsetzte. Statt nur Lebensläufe zu prüfen, stellten sie gezielte Fragen zu relevanten Fähigkeiten und ließen Kandidaten konkrete Beispiele nennen. Ein standardisiertes Bewertungssystem mit klar definierten Kriterien sorgte für objektive, vergleichbare Ergebnisse. Das führte zu besseren Einstellungen, höherer Zufriedenheit und Produktivität.

5. Mangelnde Integration und Onboarding

Der erste Arbeitstag legt den Grundstein für die Zufriedenheit und Produktivität neuer Mitarbeiter. Ein fehlendes oder schlecht organisiertes Onboarding führt dazu, dass neue Kollegen sich nicht willkommen fühlen – und im schlimmsten Fall schnell wieder gehen.

Fehler

Viele Unternehmen unterschätzen den Onboarding-Prozess, was zu schneller Fluktuation und geringerer Produktivität führt. Wenn neue Mitarbeiter nicht oder nur oberflächlich eingearbeitet werden, fühlen sie sich allein gelassen, verloren und finden sich nur schwer zurecht,  was die Motivation und Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. 

Lösung

Optimiere das Onboarding, indem du folgende Punkte umsetzt:

  • Klarer Einarbeitungsplan: Erstelle einen strukturierten Fahrplan für die ersten Wochen, um neue Mitarbeiter gezielt einzuarbeiten. Definiere beispielsweise klare Ziele für die ersten 90 Tage.
  • Mentoren-Programm: Weise jedem neuen Mitarbeiter einen erfahrenen Kollegen als Ansprechpartner zu. Das gibt ihm Sicherheit, jederzeit alle Fragen stellen zu können, die während der Einarbeitungsphase und darüber hinaus aufkommen.
  • Regelmäßige Feedbackgespräche: Prüfe in den ersten Monaten regelmäßig, wie gut sich der neue Mitarbeiter integriert hat und wo er eventuell Unterstützung braucht. Dadurch fühlt er sich gesehen und ernst genommen.
  • Integration ins Team: Fördere Teambuilding-Aktivitäten, um den Einstieg zu erleichtern und eine schnelle Eingliederung zu ermöglichen. So lernen sich nicht nur alle Mitarbeiter untereinander besser kennen, sondern auch der Zusammenhalt wird von Anfang an gefördert.

Beispiel

Ein Unternehmen mit hoher Fluktuation reduzierte durch strukturiertes Onboarding die Kündigungsquote neuer Mitarbeiter um 25 % und steigerte deren Produktivität in den ersten sechs Monaten signifikant.

Dazu setzte es auf klare Einarbeitungspläne, Mentoring-Programme und regelmäßiges Feedback. Neue Mitarbeitende erhielten einen strukturierten Leitfaden mit klaren Zielen für die ersten Wochen, während erfahrene Mentoren als Ansprechpartner zur Verfügung standen. Zudem wurden regelmäßige Feedbackgespräche geführt, um frühzeitig Herausforderungen zu erkennen und gezielt Unterstützung anzubieten. Diese Strategien förderten schnellere Integration, höhere Zufriedenheit und gesteigerte Leistung.

Employer Branding als Gamechanger

Ein starker Arbeitgeberauftritt macht den Unterschied. Unternehmen mit einer klaren Employer-Branding-Strategie erhalten mehr Bewerbungen und ziehen die richtigen Talente an. Erstelle eine authentische Karriereseite mit echten Mitarbeiter-Storys. Sei aktiv auf Social Media und zeige Einblicke in den Arbeitsalltag und die Unternehmenskultur. Lass deine Mitarbeiter dein Unternehmen als authentische Botschafter repräsentieren. Kommuniziere klar deine Werte und Benefits. Sei ehrlich und authentisch, denn Bewerber erkennen schnell, wenn ein Unternehmen seine Versprechen nicht einhält.

Fazit: Erfolgreiches Recruiting beginnt mit Strategie

Ein durchdachter und optimierter Recruiting-Prozess spart Zeit und Kosten und sorgt für langfristig erfolgreiche Neueinstellungen. Wer zudem auf Diversität setzt und Employer Branding strategisch nutzt, gewinnt die besten Talente für sein Unternehmen.

FAQ zum Thema die 5 größten Fehler im Recruiting

Was macht eine gute Stellenbeschreibung aus?

Eine gute Stellenbeschreibung ist klar und verständlich, enthält alle wesentlichen Anforderungen und gibt Einblick in die Unternehmenskultur.

Wie kann ich die Candidate Experience verbessern?

Durch einen einfachen Bewerbungsprozess, transparente Kommunikation und wertschätzenden Umgang mit Bewerbern.

Warum ist Diversität im Recruiting wichtig?

Diversität fördert Innovation, verbessert die Unternehmenskultur und steigert die Wettbewerbsfähigkeit.

Wie strukturiere ich ein effektives Interview?

Nutze standardisierte Fragen, kompetenzbasierte Bewertungen und binde das Team in den Entscheidungsprozess ein.

Was gehört zu einem guten Onboarding?

Ein strukturierter Einarbeitungsplan, Mentoren-Programme und regelmäßiges Feedback erleichtern die Integration neuer Mitarbeiter.

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